BSKAwardKübler

Vier Schwerkolli (2x Generator 180 t / 2x Turbine 215 t, 5 m hoch) sollen zu einem Kraftwerk im südlichen München transportiert werden. Dazu wird die kürzeste geeignete Strecke ab einem Binnenhafen ausgewählt. Dies ist Kelheim an der Donau. Um die Nebenkosten für Prüfstatiken und Bauwerkssonderuntersuchungen zu sparen, wurden zunächst Plattformwagen mit 22 bzw. 26 Achsen eingesetzt, damit die Achslasten unter 12,0 t blieben. Aufgrund der Höhe von 6,25 m und der starren Länge von 39,0 m musste die Strecke extrem angepasst werden.

Zunächst wurden ca. 50 Brücken, Tiefgaragen, U-Bahnhöfe und sogar unterirdische Ladenpassagen auf deren Tragfähigkeit hin untersucht. Nach Festlegung der Strecke in statischer Hinsicht wurden alle baulichen Maßnahmen organisiert. Vom einfachen Auslegen von Fahrblechen bis hin zum Abschneiden privater Grundstücksmauern aus Beton war die gesamte Palette an Herausforderungen geboten. Zuletzt wurden in Summe fast 4000 qm mobile Fahrplatten verlegt, 3262 t Schotter eingebaut, ca. 750 Stk. Haltverbotsschilder aufgestellt. 21 Lichtsignalanlagen und einige Lampen mobil gestellt. Für die Verkehrssicherung wurden allein 97 t Sperrmaterial angeliefert und aufgestellt bis die Strecke vorbereitet war. Weiter wurde auf der gesamten Strecke 14 Tage lang der Baumschnitt vorsorglich erweitert, wobei jeder Eingriff mit den Naturschutzbehörden eng abgestimmt und genehmigt wurde.

Obwohl aufgrund der Ladungshöhe die Verladung in einer Hubhebelbrücke optimal erscheint, wurde diese Lösung von Kübler schnell verworfen: Zu viele Ortsdurchfahrten wären für diese Länge und Breite schlichtweg zu schmal gewesen. Deshalb wurden beide Schwergüter zunächst auf 22- und 26-achsigen Plateauanhängern verladen und innerhalb von vier Nächten bis zur Stadtgrenze von München transportiert. Fünf Schwerlastzugmaschinen sorgten für die notwendige Traktion. Innerhalb eines exakt erstellten Fahrplans wurden viele Randbedingungen gemeistert: Abschaltungen von diversen Stromleitungen, bis zu überregionalen 380 KV-Versorgungssträngen. Abklemmen vieler Telefonleitungen, Vollsperrung und ebenerdiges Queren von zwei Autobahnen und unzählige weitere Randbedingungen.

München empfing die Planer mit Brücken, die nur wenige Zentimeter höher waren als die Ladung. Zudem waren noch viele niedrige Fahrleitungen der Straßenbahn im Weg. Also wurde die Turbine aufgrund der Höhe von über fünf Metern in eine Hubhebel-Kesselbrücke umgeladen. Diese musste mit insgesamt 34 Achsen (2x 17-achs Nachläufer) ausgestattet werden, damit die Achslasten für die zu überfahrenden Bauwerke moderat genug waren. Daraus resultierte eine Gesamtzuglänge von 90 Metern bei 6,40 m Breite. Konsequenz war die großflächige Beräumung der Strecke durch die Stadt München. Viele große Ampelmasten und über 15 m hohe Lampen mussten im Vorfeld ausgebaut und auf mobile Fundamente gestellt werden. Mit mehreren Kranen wurde dann kurz vor dem Transport die jeweilige Kreuzung geräumt.

Doch Hausecken, Fahrleitungsmasten und Bäume sind ja nicht demontierbar. Deshalb waren auf der Strecke noch einige kniffelige Kurven zu meistern. Das für die letzten 19 Kilometer eine ganze Nacht und ein weiterer Tag eingeplant wurden, lässt vermuten, wie anspruchsvoll die Strecke gewesen sein muss.

Mitten in München, am Odeonsplatz, musste der Transport noch das kritischste Bauwerke der ganzen Strecke überfahren: Der in die Jahre gekommene Altstadtringtunnel, welcher zudem noch konkrete Schäden an der Tunneldecke aufwies. Allein für diese Überfahrt wurden nochmals weitere sieben Achslinien per LKW angefahren und mittels zwei Ladekran-LKW unter die Last gesetzt. Nur nach Aufteilung der Last auf weitere sieben Achsen wurde der Überfahrt durch die beteiligten Ingenieurbüros und Prüfstatiker stattgegeben. Kontrolliert wurde die Überfahrt durch eigens angebrachte Dehnmessstreifen an der Tunneldecke. Um jedes Risiko auszuschließen, wurde der Tunne vor der Überfahrt für jeglichen Verkehr gesperrt.

Dieses Projekt bot Herausforderungen in jede Richtung, weshalb wir uns genau damit dem Award stellen. Die Verladung erfolgte auf speziellen extrastark ausgeführten Plattformwagen, damit die Last in den langen Hänger überhaupt eingeleitet werden konnte. Da die Turbine nur an den äußeren Tragzapfenbereichen aufgesetzt werden durfte, wurden spezielle Trägerplatten und für die Kesselbrücke Haltekonsolen angefertigt. Dabei wurde direkt die Ladungssicherung berücksichtigt: Alle Unterbauten wurden mit den Fahrzeugen und der Ladung verschraubt, so dass ein exakt berechenbarer Formschluss erzielt werden konnte. Weiter waren die umfangreichen Streckenvorbereitungen eine Herausforderung, da viele Bauwerke geprüft, berechnet und gesichert werden mussten. Zusätzlich wurden bei einem Bauwerk weitere Achslinien zur Reduzierung der Achslasten eingesetzt. Außer den unzähligen Vereinbarungen mit den Bauämtern zum Abgraben von Kreisverkehren oder Schottern von mit Blumen bepflanzter Verkehrsinseln mussten noch einige Privatpersonen beteiligt werden. Das Überfahren der Grundstücke, welches einherging mit dem Entfernen von Mauern und Verfüllen von Wiesen, musste mit den Betroffenen einvernehmlich geklärt und die Freigabe zur Überfahrt vertraglich geregelt werden. Die gesamte Ausführung fand unter den strengen Sicherheitsvorschriften des Auftraggebers statt und wurden ständig von einem unabhängigen Surveyer überprüft.

Nach einer Reisezeit von insgesamt 10 Tagen kann man ein positives Fazit ziehen: Alles lief nach Plan, es gab keine unvorhergesehenen Probleme und es gab keinen einzigen Schaden zu beklagen.

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