Eine Spazierfahrt durch den schönen Kraichgau sieht anders aus. Auch die Vorbereitungszeit von über einem Jahr wird man dazu nicht benötigen. Aber bei Schwertransporten ist nun mal alles anders…

Anfang 2012 erhielt Kübler die Anfrage eines Kunden, der die für ihn bis dato schwersten Einzelgewichte einer zerlegten Pressenanlage zu einem großen Automobilwerk nach Sindelfingen zu liefern hatte. Es mussten Transportmöglichkeiten für zwei 180 t schwere Einzelkomponenten gesucht und kalkuliert werden.

Aufgrund des Standortes im Landkreis Karlsruhe wäre der Umweg über den Wasserweg sehr aufwändig gewesen. Zumal auch die Strecken zu und von den Häfen umfangreiche Brückenstudien nach sich gezogen hätten.

Kübler favorisierte den Transport auf direktem Straßenwege und erhielt dafür aufgrund des guten Konzeptes den Zuschlag.

In dann ca. 11-monatiger Arbeit wurde eine befahrbare und genehmigungsfähige Strecke zusammen mit den Behörden und einem privatem Statiker gesucht. Viele Brückenbauwerke wurden eigens statisch nachgewiesen und andere Bauwerke wurden wegen zu geringer Belastbarkeit verworfen.

Nach und nach kristallisierte sich eine Strecke heraus, welche dann weiter geprüft und vorbereitet wurde.

Es mussten viele Halteverbote aufgebaut werden. Auch ganze Ampeln standen dem Transport im Weg und wurden kurzerhand vorher abgebaut.

Ein Begleittrupp zum Auslegen von Verkehrsinseln und Fahrbahnrändern sollte den Transport ebenfalls ständig begleiten.

Kritisch war auch die Auffahrt auf die Autobahn A 8 bei Pforzheim: Weil der Transport wegen seiner Gesamtlänge nicht die gewöhnliche Auffahrt befahren konnte, musste er rückwärts als “Geisterfahrer” auf die Autobahn rangieren.

Diese Maßnahme wurde zusammen mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe, der Polizei und der Autobahnmeisterei geplant. So konnte man eine Vollsperrung zu Gunsten des Verkehrsflusses vermeiden. Die Autobahnmeisterei sperrte nur die Ausfahrt und die rechte Fahrspur. Dies genügte, um mit dem Schwertransport rückwärts in die Abfahrtsposition zu rangieren. Mit nur einer geringen Verlangsamung des nachfolgenden Verkehrs durch einen Streifenwagen konnte der Transport dann gefahrlos und ohne große Behinderungen für andere in die Autobahn einfahren.

Eine Vereinfachung des Transportes war durch den sogenannten “Power Booster” gegeben: Der Anhänger, welcher von zwei Zugmaschinen gezogen und geschoben wurde, besitzt auch einen eigenen Antrieb bis zu einer Geschwindigkeit von 14 km/h. Es gab auf der Strecke einige Brücken, welche das Gesamtgewicht von 322,0 t nicht unbeschadet aufgenommen hätten. Hier konnte jeweils schnell und problemlos das Gewicht von 70,0 t für die beiden Zugmaschinen abgekuppelt werden. Die Brücken wurden dann vom Anhänger alleine mit “nur” 252,0 t belastet.

Auch bei der Verladung war der Power Booster sehr hilfreich: Die Pressenteile wurden zunächst auf einem 8-achsigen Selbstfahrer aus der engen Produktionshalle rangiert und auf Podeste abgesetzt. Danach bauten die Mitarbeiter von Kübler zwölf Achslinien an und in kürzester Zeit war der für den Straßentransport erforderliche 20-achser übernahmebereit.

Beim ersten Transporttermin machte das Wetter den Experten eine gewaltigen Strich durch die Rechnung: Eigentlich war alles bis ins letzte Detail geplant und sogar ein eigenes Räum- und Streufahrzeug begleitete den Konvoi. Doch nur eine Stunde nach der Abfahrt ging plötzlich und unvorhergesehen ein Blizzard über die Höhenlagen des Kraichgau nieder. Innerhalb von nur 10 Minuten lag alles unter einer 5 cm starken Schneedecke und der Transport konnte nur noch dort anhalten, wo er grade war – nämlich mitten auf der Bundesstraße. Jeder Meter, der jetzt noch gefahren würde, wäre ein unkalkulierbares Risiko gewesen. Auch der Schneepflug konnte dem starken Niederschlag nicht Herr werden und so hieß es abwarten.

Als nach zwei Stunden die Fahrbahn wieder vorsichtig befahren werden konnte, war der Zeitplan durcheinander und die später noch zu befahrende Strecke war wegen anderer quer stehender LKW noch gesperrt. So musste man wohl oder übel für diese Nacht pausieren und darauf hoffen, dass die nächste Nacht besseres Wetter mitbringt. Noch in der Nacht wurde der Transport umdisponiert, die Halteverbotschilder wurden umdatiert und die Autobahnsperrung auf die nächste Nacht verschoben.

Am drauffolgenden Abend meinte der Wettergott es etwas besser. Nur leichter Schneefall war zu verzeichnen und der eigenen Streuwagen sowie zwei Streuwagen der Straßenmeistereien schafften es, die Route schnee- und eisfrei zu halten.

Eine Woche später startete der zweite Transport, welcher bei Temperaturen um die minus 10° C aber trockenen Fahrbahnen bessere Voraussetzungen vorfand. In einer Rekordzeit von nur sechs Stunden konnte er das Ziel erreichen.

Voller Zufriedenheit verzeichnete der Empfänger die pünktliche und schadenfreie Lieferung und konnte die Bauteile “just in time” übernehmen und montieren.

Nicht unerwähnt darf bleiben, dass diese Transporte auf einer außergewöhnlichen Strecke nur mit Hilfe aller Beteiligten Behörden realisiert werden konnten.

Die Regierungspräsidien und Landratsämter, die Landesstelle für Straßenbau und die Polizeidirektionen haben jeder seinen Teil dazu beigetragen, dass eine Lösung gefunden wurde und die Transporte letztendlich so reibungslos abgelaufen sind. (TC)

 

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